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Saudi-Arabien: Moderne Sklaverei im Haushalt
Deutschland: Starke Frauen. Starkes Handwerk
Blogbeitrag: Muttertag 2025 - Keine Kapazitäten für Politik
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unser The Feminist FairPlanet Newsletter kuratiert die Top Themen für euch, in denen es um eine feministischere Welt geht. Wir wollen euch Geschichten näher bringen und einzuordnen, die in den deutschen Medien nicht genug behandelt werden und gleichzeitig einen lösungsorientierten Ansatz haben. Dazu gehören Geschichten aus dem globalen Süden und Geschichten von Nischenthemen, die anderswo untergehen, aber auch Stories, die in aller Munde sind und für die wir euch den vertiefenden Blick bieten. Fragen, Kommentare, Ideen? Ihr könnt uns jederzeit erreichen, indem ihr auf diese Mail antwortet. Ihr könnt euch für unseren Newsletter jederzeit hier anmelden.
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1. Saudi-Arabien: Moderne Sklaverei im Haushalt
Warum ist das wichtig?
Rund 150.000 bis 200.000 Kenianerinnen sind laut Amnesty International als Hausangestellte in Saudi-Arabien beschäftigt, viele davon ohne wirksamen arbeitsrechtlichen Schutz Amnesty Kenya. Die fast 4 Millionen Hausangestellten in Saudi-Arabien spielen eine wichtige Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes und für das Familienleben.
Sie sind vom Kafala-System betroffen, das sie rechtlich an ihre Arbeitgeber bindet und ihnen de facto die Ausreise sowie einen Jobwechsel ohne Erlaubnis verwehrt Amnesty Kenya.
Domestic Workers sind explizit vom saudischen Arbeitsgesetz ausgenommen, wodurch sie weder Anspruch auf Mindestlohn noch auf Urlaub und geregelte Arbeitszeiten haben Amnesty International.
Deceptive Rekrutierungspraktiken (Versprechen von Schönheits- oder Bürojobs) und hohe Vermittlungsgebühren führen häufig zu Überschuldung und Abhängigkeit noch vor Antritt der Reise AP News.
Die Bezahlung liegt oft unter einem US-Dollar pro Stunde, und Löhne werden bis zu Monaten oder dauerhaft einbehalten Jurist.
16 Stunden Arbeit ohne Essen
Der Bericht „Locked in, left out“ von Menschenrechtsorganisation Amnesty International dokumentiert die Erfahrungen von über 70 kenianischen Frauen, die als Hausangestellte in Saudi-Arabien gearbeitet haben. Viele wurden in Kenia über Art und Umfang der Arbeit getäuscht. In Saudi-Arabien arbeiteten sie unter brutalen Bedingungen: bis zu 16 Stunden täglich, ohne Urlaub, oft eingesperrt im Haus.
Trotz extremer Arbeitsbelastung berichteten fast alle Frauen, dass ihnen das Essen vorenthalten oder nur Reste gegeben wurden. Katherine, eine der befragten Frauen (Name wurde geändert) erzählt: „Das Essen war das Hauptproblem.“ Sie überlebte mit Keksen, da ihr Arbeitgeber ihr verdorbene Reste oder gar nichts gab – selbst von ihr zubereitetes Essen wurde weggeworfen.
Viele Frauen mussten zudem unter schlechten Bedingungen schlafen – etwa in Vorratsräumen oder auf dem Boden von Kinderzimmern, ohne Bett, Bettzeug oder Klimaanlage.
Die Frauen berichteten auch, wie sie angeschrien, beschimpft und gedemütigt wurden, während andere von ihren männlichen Arbeitgebern sexuell angegriffen und in einigen Fällen sogar vergewaltigt wurden. So auch Judy, eine alleinerziehende Mutter von zwei Kindern, die nach Saudi-Arabien gekommen war, um ihrem gewalttätigen Ehemann in Kenia zu entkommen, nur um dann von ihrem Saudi-Arabischen Chef angegriffen zu werden:
„Er hat mich vergewaltigt und mir gedroht, ich solle seiner Frau nichts sagen. Ich habe geschwiegen. Es war wie seine tägliche Routine... Ich habe versucht [ihm zu sagen, er solle aufhören], aber Männer sind sehr stark. Schließlich hat er mich vergewaltigt, fünf Mal...“
Amnesty fordert, dass Saudi-Arabien das Arbeitsrecht auf Hausangestellte ausweitet, Rekrutierungsagenturen reguliert und Arbeitgeber für Menschenhandels- und Zwangsarbeitsvorwürfe zur Verantwortung zieht Amnesty International.
Die kenianische Regierung hat infolgedessen begonnen, dubiose Vermittlungsagenturen zu schließen und Entsandte in Doha und Riad aufzustocken, um in Not geratene Staatsangehörige besser zu schützen AP News.
2.Deutschland: Starke Frauen. Starkes Handwerk
Warum ist das wichtig?
Frauen sind im Handwerk weiterhin unterrepräsentiert. Sie machen rund 18 % aller Beschäftigten im Handwerk aus.
Der Anteil weiblicher Auszubildender im Handwerk liegt bei etwa 15 %. Besonders niedrig ist der Anteil im Elektro-, Metall- oder Bauhandwerk.
Frauen sind zunehmend aktiv in der Selbstständigkeit: Rund ein Drittel der Existenzgründungen im Handwerk erfolgt inzwischen durch Frauen – mit steigender Tendenz.
Frauen im Handwerk berichten oft von geschlechtsspezifischen Vorurteilen, mangelnder Sichtbarkeit, fehlenden weiblichen Vorbildern und einer männlich geprägten Betriebskultur, vor allem in kleineren Handwerksbetrieben.
Zahlreiche Kammern und Initiativen setzen sich dafür ein, Frauen gezielt zu fördern, Vorbilder sichtbar zu machen und junge Frauen für handwerkliche Berufe zu begeistern.
Gegen den Fachkräftemangel im Handwerk
Die nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerin Mona Neubaur unterstützt als Schirmfrau die Kampagne „Starke Frauen. Starkes Handwerk.“ der Handwerkskammer Dortmund. Die Initiative, 2022 gestartet, macht Handwerkerinnen sichtbar und möchte mehr Frauen für das Handwerk begeistern.
Beim bundesweiten Netzwerktreffen für Frauen im Handwerk in Dortmund verkündete Neubaur ihre Unterstützung: „Ein starkes Handwerk braucht viele starke Frauen, die mit Kreativität, Selbstbewusstsein und Leidenschaft ihr Können zeigen.“
HWK-Vizepräsidentin Kerstin Feix begrüßt den Schritt als „starkes Signal für alle Frauen im Handwerk“. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels will die HWK gezielt Frauen ansprechen, Vorbilder stärken und Barrieren abbauen.
Die Kampagne läuft weiter mit Porträts, Veranstaltungen und Angeboten zur beruflichen Orientierung für Frauen im Kammerbezirk.
3. Tipp: Blog zum Muttertag 2025
“Ich war gestern auf der Demo „100.000 Mütter“ in Berlin und möchte dir von meinen Eindrücken berichten”, schreibt Nena Frei in ihrem taz-Blog “frida, ich und du”
Seit einem halben Jahr mobilisieren zwei Autorinnen über Social Media für mehr Sichtbarkeit und politische Unterstützung von Müttern. Rund um ihr Buch „Mütter. Macht. Politik.“ haben sie ein Netzwerk aufgebaut, das Betroffene unterstützt und die Verantwortung für Mütterpolitik auch bei Nicht-Betroffenen verortet – mit dem Hinweis, viele Mütter hätten schlicht keine Kapazitäten, sich selbst zu engagieren.
Höhepunkt der Initiative sollte eine Großdemonstration in Berlin am Muttertag werden, bei der 100.000 Mütter vor dem Brandenburger Tor erwartet wurden. Tatsächlich versammelten sich am Mittag rund um den Monbijoupark nur einige Hundert Menschen – überwiegend Mütter mit Kindern, vereinzelt Väter, kaum Personen außerhalb der Mutter-Community.